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Aquarium > Das Werk > Gedichte aus der Schulzeit (1788-1791) > An meine Freunde


An meine Freunde

Sind wir denn hier das Spiel des Glückes
Das sich bald hier bald dorthin neigt,
Und liegen auf der Waage des Geschickes,
Die vorhin sank, nun steigt?

Und sollen immer denn Tyrannen
Beherrschen unser Wohl und Leid
Erhöhen, wenn sie Redliche verbannen
Die Niederträchtigkeit!

Und stolze Priester uns gebieten
Was unsre Seele glauben soll,
Mit Feuer und Schwert verkündigen den Frieden
Des heiligen Wahnsinns voll!

Und Kriege ganze Nationen
Ins Unglück stürzen um den Ruhm
Daß Einem untertan mehr Regionen
Als Waffeneigentum?

Und soll uns dann in Fesseln zwingen
Die nachgeahmte Häßlichkeit
Um Weihrauch einem Mächtigen zu bringen
Nur groß durch Schändlichkeit?

Nein! Freunde kommt, laßt uns entfliehen
Den Fesseln, die Europa beut,
Zu Unverdorbnen nach Taiti ziehen
Zu ihrer Redlichkeit.

Und laßt uns da das Volk belehren
Wie Orpheus einstens tat;
Das Saitenspiel soll ihrer Wildheit wehren
Errichten einen Staat,

Wo nur Natur den Szepter führet,
Durch weise Künste unterstützt,
Und jeder in dem Stand, der ihm gebühret,
Dem Vaterlande nützt.

Und wo nicht blutige Trophäen
Auf offnem Platze aufgestellt,
Und nicht dem Gott zu dem wir innig flehen
Ein blutig Opfer fällt.

(RUB 7991, S. 24-25)

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Letzte Änderung am 10.03.1999.
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