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Resümee der Einleitung und des Kapitels I (S. 133-134) Im einleitenden Teil des Buches (Einleitung und Forschungsstand) wird die Themenwahl zweifach begründet: Bloks Interesse für die deutsche Kultur lässt sich einerseits biographisch erklären, andererseits ist für den mythopoetischen Symbolismus in Russland generell eine germanische Orientierung bezeichnend. Es wird eine chronologische Übersicht der Sekundärliteratur nach den einzelnen Themenkreisen des Buches geboten. Das Kapitel I (Motive und Ideen von Novalis in Bloks Werk) beginnt mit einer Einleitung ins Thema ›Blok und die deutsche Romantik‹. Im Teil 2 wird das romantisch-symbolistische ästhetische Konzept der Rezeption als »erweiterte« Autorschaft behandelt und die Realisierung dieser Vorstellung auf zwei Gebieten des künstlerischen Schaffens – dem des romantischen Fragments und dem des Symbols – geprüft. Der dritte Teil setzt sich mit der romantischen Dichotomie von »Tag« und »Nacht« und dem Harmonisierungsversuch von Verstand und Phantasie, Wissenschaft und Dichtung durch die Frühromantik auseinander. Es werden in der Dichtung von Blok das semantische Feld des Bildes der Nacht im Gedichtzyklus Ante lucem sowie die Veränderungen dieses Symbols in den späteren Werken untersucht. Auch wird anhand einiger Texte der Symbolisten erhellt, warum sie die künstlerische Erkenntnis der wissenschaftlichen vorgezogen haben. Anschließend wird ihre spätere, ausgeglichenere Position ebenfalls erörtert. Die Zäsur, die den ersten Gedichtband (kniga stichov) von Blok von dem zweiten trennt, lässt sich auch in seiner Essayistik beobachten. Das bestimmt die zwei verschiedenen Bearbeitungen seiner Reflexionen von einer Hessenreise, denen im Teil 4 nachgegangen wird. Während für die Tagebuchnotiz von 1903 noch eine Begeisterung für die romantische Poesie und die Anerkennung der Lebensfähigkeit des Geistes der Romantik bezeichnend sind, begegnet dem Leser im Artikel von 1906 Devuška rozovoj kalitki i murav'inyj car' (Das Mädchen der Rosentür und der Ameisenkönig) ein Ton der Distanzierung und der Ironie. Es wird hier der irrealen romantischen Sehnsucht eine russische Legende gegenübergestellt, die nach Blok konkret und lebensfördernd ist. Eine ähnliche Opposition des westlichen Märchens und der russischen Wirklichkeit charakterisiert die romantische Verserzählung Nočnaja Fialka (Die Nachtviole), doch hier wird die Gegenüberstellung im zentralen Symbol der Nachtviole, das beider Sphären teilhaftig ist, aufgelöst. In der Verserzählung Nočnaja Fialka sowie den Artikeln Bezvremen'e (Zeitlosigkeit) und O sovremennom sostojanii russkogo simvolizma (Über den gegenwärtigen Zustand des russischen Symbolismus) begegnet man einer eigenartigen Farbensymbolik, zu der uns die Werke von Novalis und Vrubel' einen Schlüssel an die Hand geben (Teil 5). Im Teil 6 wird die symbolische Bedeutung der blauen Farbe in den Gedichten von der Schönen Dame und dem späteren Werk Bloks verfolgt. Im Exkurs 1 wird das Gedicht Starinnye rozy (Die Rosen von einst) aus dem Zyklus Arfy i skripki (Harfen und Geigen) als eine eigenartige Fortsetzung und Inversion des Gedichts Rannij čas. V puti nezrimo ... (Frühe Stunde. Auf dem Wege unsichtbar ...) aus dem Zyklus Stichi o Prekrasnoj Dame aufgefasst. Ihre Opposition zeigt sich auf den Ebenen von Thema und Motivik, Lexik und Syntax, Reim, Metrik und Strophenbau. Auch andere Kontexte der »Rosen« im Werk Bloks werden genannt. Wie Novalis verwendet auch Blok oft die Motive des Traumes, des Geheimnisses und des Weges – letzteres versinnbildlicht den Prozess der Erkenntnis, der Näherung ans Ideal, an die wahre Poesie (Teil 7). Die »musikalische« Beschaffenheit des Weltalls und der geliebten Frau, die das ewig Weibliche verkörpert, ist für die Poetik beider Dichter bezeichnend. Die Symbolisten setzen ebenfalls eine romantische Tradition fort, wenn sie die Synthese der einzelnen Künste anstreben, wobei die Musik im Mittelpunkt steht (Teil 8). In seinem Verständnis der Kunstgeschichte als Ringen des Klassischen (»Zustand der Ruhe«) und des Romantischen (»mitreißende Kraft des Elementaren«) kehrt Blok zur Konzeption der Brüder Schlegel zurück (Teil 9). (Veröffentlichung mit Genehmigung der Autorin und des Verlages.) * |